Mubarak ist zurückgetreten
Handelsblatt, 11.02.2011 17:25 Uhr
Na so einfach ist das mit der Feiheit nun auch wieder nicht. Ein bissl twittern und am Marktplatz herumshouten macht noch lange keinen Demokraten aus dir. Jetzt regiert mal das Militär in Ägypten. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit (z.B. Anstieg der Lebensmittelpreise) wird man ja sehen, wie viel den Ägyptern ihre Freiheit wert ist. Weil eine Million am "Platz der Befreiung" ist nicht die Mehrheit in Ägypten.
Neulich las ich über eine repräsentative Umfrage in Ägypten. Die New York Times (glaub ich, hab die Quelle nimmer im Kopf) fragte dort unter anderem:
"Sind sie für Demokratie?" Die Mehrheit antwortete mit "ja".
"Was halten Sie von der Steinigung der Ehefrau bei einem Ehevergehen?" Die Mehrheit befürwortete sie.
Und so weiter.
Soll heißen, die meisten Leute dort haben keine Vorstellung von einer Demokratie und picken sich das raus, was ihnen in den Kram passt.
Funktionieren kann so ein Experiment meiner Meinung nach nur so, wie es Atatürk in der Türkei vorgemacht hat. Zwang zum Laizismus mit Unterstützung des Westens. Wenn die freien Wahlen nicht das richtige Ergebnis brachte, einen Militärputsch (derer gab es ja einige in der Türkei). Und dann nach 60 Jahren, versuchen wir es einmal mit einem frei gewählten Präsidenten (Recep Tayyip Erdoğan). Wie das Experiment Türkei + Demokratie ausgeht, steht bis heute in den Sternen. Warum soll es in Ägypten anders laufen?
Omar Suleiman verkündet Mubaraks Rücktritt:
aus der FAZ von Hans-Christian Rößler, 9.2.2011
So wie Amos Gilad, der Chef der politischen Abteilung im israelischen Verteidigungsministerium, kann man die Lage in Ägypten natürlich auch sehen. Und so weit dürfte er meiner Meinung nach nicht daneben liegen.